Potosi – mit bolivianischen Mineros untertage

Aventurisimo

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Auf ins Abenteuer:

Mit bolivianischen ‚Kumpels‘ untertage – Potosi, Bolivien

Es ist der verblasste Prunk der silbernen Zeiten, der der Minenstadt Potosí den unbeschreiblichen Reiz verleiht. Dynamit zum Preis von „Polenböllern“ und 96%iger Alkohol gehören hier zu der Grundausstattung der Minenarbeiter, deren Arbeitsbedingungen sich seit dem großen Silberrausch von 1545 nicht wesentlich verbessert haben. Auch wenn das Silbervorkommen des Cerro Rico, dem „reichen Berg“, schon lange nahezu erschöpft ist, bietet die gefährliche Arbeit in den dunklen Stollen immer noch mit Abstand die beste Einkommensquelle in der kargen andinen Region.

Aus unserem Travelguide

Potosí, am Fuße des Cerro Rico („reicher Berg“), mit seinen gut 4.000 Höhenmetern ist eine der höchsten Großstädte der Welt. Es war einst eine der wichtigsten und reichsten Städte des Kontinents, da die Minen des Berges mit scheinbar unerschöpflichen Mengen Silber und anderen wertvollen Edelmetallen den spanischen Konquistadoren viel Reichtum beschert haben. Während des spanischen Kolonialismus war Potosí, gegründet 1545, die Hauptquelle für Silber der Spanischen Krone. Heute, nachdem die Silberadern lange ausgeschöpft sind, gehört Potosí jedoch zu den ärmsten Städten Südamerikas. Trotzdem zieht es noch immer viele Minenarbeiter Tag für Tag in die dunklen, staubigen Stollen des Cerro Rico, in der Hoffnung, doch noch auf etwas Kostbares zu stoßen. Die Mine ist bis heute der wichtigste Arbeitgeber der Region. In unabhängigen Kooperativen ziehen hunderte Arbeiter herab in das gefährliche Geröll, da die Region sonst nur wenig Arbeit zu bieten hat. Die andine Landschaft um Potosí ist karg und deshalb kann nur wenig Agrarkultur und Viehzucht betrieben werden, weshalb das meiste von weither über die Anden in die Stadt transportiert werden muss.

Der Besuch der Mine, in der sich die Art des Abbaus seit dem 15. Jahrhunderts nur minimal verbessert hat, gehört dennoch zu den Hauptattraktionen der Region. Denn, nur wer es einmal mit eignen Augen gesehen hat, kann glauben, unter welchen undenkbaren Bedingungen in Bolivien noch heute Bergbau betrieben wird. Trotzdem ist der Besuch der Mine keine klassische Touristenattraktion, denn was sich dem Interessierten Untertage bietet, ist kein Museum und keine Show, sondern der Triste Alltag vieler Minenarbeiter. Und dieser ist ganz sicher nicht gemacht für Menschen mit Klaustrophobie oder Asthma. Übrigens ist Potosí die einzige Stadt der Welt, in der von jedermann legal auf dem Minenarbeitermarkt Dynamit gekauft werden kann.

Aber auch abseits der Mine, kann man in Potosí allerhand entdecken. Auf einer Tour durch die ehemalige Prunkstadt sieht man, wie der Glanz des verschollenen Reichtums langsam von den pompösen Kolonialbauten der Stadt abblättert.

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Der Geschmack des Abenteuers?

Wir können viel erzählen, von den leckeren Gerichten ferner Länder. Doch was wäre, wenn wir dir nicht nur davon erzählen, sondern du es selbst erleben könntest?

Wir erreichen Potosí des Nachts. Nach einem kleinen Anstieg, erstreckt sich die ehemals reichste Stadt Amerikas im Tal vor uns. Immer wieder werden wir winkend und euphorisch begrüßt, unser Camper scheint den Einheimischen zu gefallen. Wenn auch manche unser Gefährt eher skeptisch begutachten, fühlen wir uns direkt wohl in einer der höchsten Städte der Welt, die früher (vor langer Zeit) auch einmal eine der größten Städte der Welt war. In Ermangelung eines besseren Campingplatzes parken wir einfach direkt am belichteten Hauptplatz vor der Polizei.

Da wir bis jetzt nur autark in den bolivianischen Anden unterwegs waren, und ein paar aufregende Tage auf und um den Uyuni verbracht haben, kamen wir leider noch nicht in den Genuss die bolivianische Küche auszuprobieren. Von anderen Reisenden haben wir aber schon viel Gutes gehört von der leckeren, gehaltvollen und vergleichsweise preiswerten Kulinarik des Landes. Der Hunger treibt uns durch die spärlich beleuchteten Seitenstraßen von Potosí. Auf der Suche nach einem leckeren Happen bolivianischem Essen, werden wir jedoch von einem Restaurant zum anderen geschickt, denn um fast elf Uhr sind die Straßen nahezu leergefegt und alles beginnt zu schließen. Nur vereinzelt ziehen noch ein paar Bolivianer durch die scheinbar schlafende Stadt. Unsere verzweifelte Suche führt uns in eine kleine Seitenstraße, die alten Halogenscheinwerfer beleuchten die kleinen Blechhütten auf Rädern aus denen freundliche Bolivianerinnen Hamburger ähnliche Sandwiches verkaufen. Um die saftigen bolivianischen Hamburger erst einmal zu probieren, bestellen wir zunächst einen zum Probieren. Auf der riesigen heißen Stahlplatte, die quasi die gesamte Imbissbude ausfüllt, beginnt die Köchin direkt Zwiebeln, Fleisch und Kartoffeln anzubraten. Das Fleisch und das Gemüse brutzeln langsam vor sich hin und der leckere Duft lässt direkt das Wasser in unseren Mündern zusammenlaufen. Kaum haben wir unseren Burger in dem knusprigen Brötchen in der Hand und den ersten Bissen probiert, wissen wir auch schon, dass wir direkt noch einen oder zwei bestellen wollen. Gestärkt und gerade einmal zwei Euro leichter schlendern wir zufrieden zurück zum beleuchteten Hauptplatz, denn nach der langen Tour durch die Berge ruft uns das Bett.

Sicherlich ist die Minentour durch die dunklen Stollen des Cerro Rico nicht jedermanns Sache, trotzdem wollen wir uns dieses Erlebnis nicht entgehen lassen und die vielleicht gefährlichste Mine der Welt mit eigenen Augen sehen.

In den gestern noch dunklen, verlassenen Straßen der Stadt, herrscht heute ein reges Treiben. Auf der Suche nach der besten Agentur für die Tour in die Mine, fragen wir uns durch die ganze Stadt und stoßen letztendlich auf Rolando. Rolando war früher selbst Minenarbeiter, heute widmet er sich der Aufgabe Interessierte durch die staubigen Stollen zu führen. Für den nächsten Tag verabreden wir uns kurz nach acht Uhr morgens an der Ecke der ehemaligen Münzprägerei, der Casa Nacional de la Moneda. Pünktlich, um kurz vor acht warten wir auf Rolando und sind schon ein wenig aufgeregt, was uns das heutige Abenteuer zeigen wird. Eigentlich haben wir schon damit gerechnet, dass Rolando wie in Bolivien üblich deutlich zu spät kommt. Aber er kommt pünktlich, zusammen mit noch drei weiteren Reisenden um die Ecke und winkt uns schon von Weitem.

Während wir uns in dem alten Bus die hügligen Straßen der Stadt hinaufquälen, sind wir ein wenig beruhigt, dass nicht nur unserem Auto Höhe und Steigung zu schaffen machen. In einem kleinen Innenhof stellt uns Ronaldo seine beiden Kumpel Pedro und Miguel vor, die uns mit in den Cerro Rico begleiten werden. Nachdem die drei Kumpel uns grob den Tagesablauf skizziert haben, schlüpfen wir in die etwas veralte Sicherheitskleidung. Ein paar spröde Gummistiefel und ein zwanzig Jahre alter Helm sollen uns vor den Gefahren der Unterwelt bewahren. Zum Schutz vor dem feinen Staub der Stollen gibt Rolando noch jedem eine leichte Schutzhose und -jacke. Von nun an seien wir die „Sexy Miners“ spaßt Ronaldo und schickt uns zurück in den rostigen Bus.

Unser nächster Halt ist die Mineralientrennstation. An dem Lehmhaus am Hang des Bergs lehnt ein eingestaubtes Warnschild, auf dem in großen Lettern zu lesen ist: „Zugang nur für Mitarbeiter“. Wir ignorieren es einfach und strotzen in das Innere des Hauses. Die auf drei Etagen aufgebaute Mineralienwaschstation füllt den Großteil des kleinen Hauses aus. Hochgiftige Chemikalien spritzen durch den engen Raum, in deren Ecke ein bolivianischer Bergarbeiter seine Kokablätter verschlingt und hastig an der filterlosen Zigarette zieht. Zigaretten seien hier wohl das geringere Übel, teilt er uns auf besorgte Nachfrage hin mit. Noch immer werden in Bolivien die Edelmetalle mit Quecksilber ausgewaschen, was in den Flüssen bis nach Argentinien nachweisbar ist. Die Gummihandschuhe des Arbeiters scheinen der Gefahr nicht angemessen zu sein.

Nach diesem kurzen Zwischenstopp machen wir uns auf den Weg in Richtung des Minenarbeitermarktes. Vier Schweine versperren uns die enge Gasse, die wir erst einmal zur Seite scheuchen müssen. Der dunkle Raum des Kiosks, der sich Minenarbeitermarkt nennt, ist ausgefüllt mit allerhand Arbeitsmitteln, die in irgendeiner Form Untertage hilfreich sein können. Hierzu gehört wohl auch der 96%ige Alkohol, den die Minenarbeiter trinken, um sich bei der harten Arbeit etwas zu betäuben. Auch wir probieren einen kleinen Schluck aus dem roten Deckel der Falsche und unsere Mägen fangen an sich im Kreis zu drehen. Direkt wird uns klar: Wer dies trinken muss, um den Schmerz der Arbeit zu ertragen, hat bestimmt kein leichtes Spiel. Im Anschluss üben wir mit dem weichen Dynamit in dem kleinen Raum, einfach auf den Boden werfen wie Knallfrösche führt hier zu keinem Erfolg. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, die höchstexplosiven Stangen vor uns auf dem Boden zu werfen. Für gut zwei Euro können wir einen kompletten Sprengsatz legal erwerben: Dynamit, Sprengverstärker plus Lunte in einer Plastiktüte verpackt, fertig für die Arbeit unter Tage. Wir kaufen noch ein paar Gastgeschenke für die Minenarbeiter, Kokablätter, starken Alkohol, ein paar Erfrischungsgetränke und natürlich ein Handvoll Dynamit. Wir statten uns noch mit einem Mundschutz und einer großen Tüte Kokablätter für uns aus, die uns vor der Atemnot untertage behüten sollen.

Bepackt mit unserer Ausrüstung und den Geschenken für die Minenarbeiter fahren wir weiter bis zu einem Mineneingang. Schnell schlüpfen wir durch ein Loch im Zaun und mischen uns unter die Minenarbeiter, die rauchend, trinkend und Kokablätter kauend ein paar Minuten frische Luft genießen, bevor sie zurück untertage gehen. Rechts neben uns liegen kaputte Grubenwagen, links können wir in die Behausungen der Arbeiter blicken. Auf dem leicht feuchten Steinboden liegen dutzendweise kaputte Matratzen und zerschlissene Decken. Nach der Anstrengen Arbeit in der Mine nutzen die Arbeiter diese Unterkünfte, wenn die Zeit nicht ausreicht, zurück in die Stadt zu fahren, weil sie in ein paar Stunden wieder zurück in die Stollen müssen. Diese, für unser Verständnis unmenschlichen Verhältnisse lassen uns schaudern.

Die Arbeiter begrüßen uns nett und freundlich, sie wissen, dass sie auf Besucher wie uns angewiesen sind. Die Pesos, die wir für Geschenke ausgegeben haben, bedeuten für sie eine Lebensgrundlage. Ein Normalverdiener in der Stadt verdient um die 100 US-Dollar im Monat. In der Mine können es je nach Fund auch einmal bis zu 400 US-Dollar werden. Den Preis, den die Minenarbeiter dafür zahlen ist hoch, denn die anstrengende Arbeit ohne richtige Gesundheits- und Sicherheitsvorkehrungen ist auf Dauer mehr als gefährlich. Dieser knappe Lohn muss meist für die gesamte Familie reichen. Trotz der günstigen Lebensunterhaltungskosten in Bolivien, reicht der Lohn lange nicht für ein angenehmes Leben. Wir treffen Väter, die selbst mit ihren 12-jährigen Söhnen Untertage ziehen und unter Tränen keine andere Überlebenschance für die Familie sehen, wenn die Kinder nicht mit Arbeiten kommen.

Weibliche Minenarbeiter bringen der Legende nach Unglück Untertage und deshalb sucht man sie vergeblich. Witwen von verstorbenen Minenarbeitern versorgen die Arbeiter und in der Regel deshalb auch ihre Söhne mit warmem Essen, bevor diese sich Aufmachen in die Mine. Auch wenn wir Spanisch sprechen, hilft uns das hier nur wenig weiter, da die meisten der Anwesenden nur Quechua sprechen, eine der vielen indigenen Sprachen in Bolivien.

Mit Rolando, Pedro und Miguel wagen wir uns in die Höhle des Teufels. Hier, tief unter der Erdoberfläche, wird der „Tío“ verehrt, der Onkel, der einem Teufel näherkommt, als einem Familienmitglied. Die Gunst des Tío soll verhindern, dass noch mehr Minenarbeiter von dem Gestein für immer verschluckt werden. Er wird mit Gaben in Form von Alkohol, Zigaretten und Kokablättern versucht gnädig zu stimmen. Auch wir dürfen Teil einer dieser Zeremonien sein, bevor wir weiter ins Innere der Mine klettern.

Schnell springen wir aus dem Weg, denn mit rauschender Geschwindigkeit schieben drei Mann aus tiefster Tiefe mit ihrer eigenen Muskelkraft mindestens zwei Tonnen Gestein über die holprigen Schienen.

Es wird immer kälter je tiefer wir in die Stolen herabsteigen. Oder es ist nur der kalte Schauer, der uns über den Rücken läuft, während wir schwitzend und kurzatmig in die Mine klettern. Untertage werden wir zu den verschiedenen Arbeitsstellen gebracht. Oft ist es nur ein schwerer Hammer und eine Eisenstange, die die Minenarbeiter zur Verfügung haben, um Löcher für Dynamit in die harte Felswand zu rammen. Da der Berg mittlerweile sehr ausgehöhlt ist, kommt es bei Sprengungen immer wieder zu Unfällen. Mit einem Schlagbohrer probieren auch wir die harte Arbeit aus, sind jedoch nach wenigen Minuten erschöpft. Während wir uns durch die Stollen zwängen, hören wir immer wieder das angsteinjagende Sprengen des Dynamites nur wenige Stollen von uns entfernt. Teils sind die Löcher, durch die wir kriechen so klein, dass wir nur mit Mühe und Not durch sie hindurch kommen. Nach ein paar Stunden in der staubigen Welt des Cerro Rico, kämpfen wir uns wieder Stück für Stück aus der stockfinsteren Umgebung nach oben. Langsam sehen wir wieder schemenhaft, dass wir von dem Tageslicht nicht mehr weit entfernt sind.

Doch der Ausgang ist versperrt, ein vollgeladener Karren ist von den teils zerstörten Schienen abgekommen und zur Seite umgekippt. Nach minutenlanger schweißtreibender Arbeit der Minenarbeiter ist der Weg jedoch wieder passierbar. Mit alten Holzbarren haben sie ihn wieder aufgestellt und mit der Hand befüllt. Immer wieder springen wir fluchtartig in einen Tunnel, wenn die tonnenschweren Karren an uns vorbei geschoben werden.

Das Tageslicht sticht uns in die Augen, die wir deshalb nur zusammengekniffen aufbehalten können. Dennoch sind wir froh, endlich wieder saubere Luft atmen zu können.

Die Tour durch die Minen war eine unbeschreibliche Erfahrung, durch die uns nicht nur auf Grund des Sauerstoffmangels der Atem stockte. Unsere Kleidung streifen wir ab und sind trotzdem noch komplett silberschimmernd eingestaubt. Um uns eine ausgiebige Dusche zu gönnen, lassen wir uns von Rolando auf dem Rückweg bei einer Sauna absetzen. Mit uns eine Vielzahl erschöpfter Minenarbeiter, die in der Wärme der Sauna etwas Energie auftanken wollen. Bevor wir wahrscheinlich alle erschöpft in unsere Betten fallen werden. Das kalte Wasser der Sauna wäscht zwar den Dreck ab, aber was wir gesehen und erlebt haben, werden wir so schnell nicht wieder vergessen. Wir danken unseren Guides Rolando, Pedro und Miguel für diese einzigartige Erfahrung.

Wie riecht Abenteuer?

Was wäre, wenn du es probieren könntest? Erlebe die aromatischen Düfte ferner Länder.

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